Erklärungsansätze |
Ärger, Wut, Trauer oder Angst, sind typische Emotionen, die uns angeboren sind. Sie zeigen uns, ob und in welcher Art uns gewisse Bedürfnisse erfüllt oder nicht erfüllt wurden. Diese Emotionen können und dürfen im Rahmen der Integritätswahrung gezeigt werden. Im frühen Lebensalter besitzen Kinder wenige Fähigkeiten, um die Intensität und die Qualität von Emotionen zu regulieren. Im Laufe ihrer Entwicklung werden Techniken zur Emotionsregulation von den engen Bezugspersonen gelernt. Daraus entsteht die Fähigkeit, das eigene emotionale Erleben beeinflussen zu können (vor dem Hintergrund des individuellen Erlebens, der eigenen Lebensgeschichte und der gegenwärtigen Situation). Kinder lernen so im Laufe der Zeit eine Emotionstoleranz (speziell der Umgang mit unangenehm empfundenen Emotionen z.B. aushalten zu lernen, Belohnungsaufschub etc.). Später erfolgt dann die Regulation über sprachlichen und symbolischen Ausdruck von Emotionen. In dieser Phase können dysfunktionale Bewältigungsmuster im Verarbeiten spezieller Emotionen entwickelt werden. Ebenso können gewisse Emotionen sozial nicht akzeptiert werden und somit emotionale Lernprozesse zur Entstehung von Ausweichemotionen (sekundäre Emotionen, wie Scham, Schuld, oder die unangemessene Intensität der Grundemotionen) in Gang gesetzt werden. Aus diesen beiden Lernerfahrungen können verinnerlichte Schemata entstehen. Dies sind vorgeformte emotional-kognitive-verhaltensbezogene Reaktionsweisen auf gewisse (meist frustrierende) Anforderungen im Hier und Jetzt, die aber in der inneren Verarbeitung biografisch beeinflusst werden. Dadurch können lebenslang dysfunktionale Reaktionen auf einen schemarelevanten Reiz entstehen. Primäre Emotionen oder die Angst vor ihren Konsequenzen können auf den Menschen belastend wirken. Diese können durch unangemessene Bewältigungsstrategien bekämpft, unterdrückt oder vermieden werden. Intrapsychische Konflikte entstehen, die wiederum zu dysfunktionalen sekundären Emotionen führen können. Die Bewältigungsstrategien sowie die sekundären Emotionen können dadurch dauerhaft zu problematischen Symptomen führen Die Hauptproblematik besteht dabei oft darin, dass erlernte Verarbeitungsmuster aus der Vergangenheit inzwischen so verinnerlicht sind (Muster/Schema), dass Reize im Hier und Jetzt dieses angelernte Reiz-Reaktions-Muster aktivieren können. Diese vergangenheitsbezogene Aktivierung geht oft mit dysfunktionalen Verhaltensimpulsen einher. Wenn diese Impulse nicht adäquat bewältigt werden, besteht die Gefahr, dass aus diesen fest verankerte unangemessene bis destruktive Verhaltensweisen werden können. Gerade bei den sogenannten“ Early Startern“ (Beginn vor dem 10. Lebensjahr) ist die Gefahr einer antisozialen Persönlichkeitsstörung mit 50 Prozent sehr hoch. |