Was ist Sozialtherapie? |
Der Deutsche Berufsverband hat bereits 1973 beschlossen, dass Sozialtherapie zu den Aufgaben der Sozialen Arbeit zählt. Sozialtherapie wird von uns als eine gezielte, sozialprofessionelle Beeinflussung verstanden, die sich an Menschen in ihren komplexen Lebens- und Alltagssituationen richtet, denen mit den Mitteln der individualisierten Psychotherapie nicht oder nicht ausreichend geholfen werden kann. Sozialtherapie versteht sich somit als eine Form sozialer Psychotherapie, die die engen Grenzen der individuellen Psychotherapie ebenso überwindet wie die unspezifischen Ansätze der generalistischen Sozialen Arbeit (Schuster 2019).
Notwendigkeit einer Sozialtherapie Impulssteuerung
Konfrontationen, Sanktionen und Verbote reichen oft nicht aus, um Verhaltensveränderungen bei Kindern und Jugendlichen zu erreichen. Oft mündet dies bei Kindern und Jugendlichen in Abbrüchen in Schulen, Heimen oder Kindertagesstätten bzw. in Konfliktsituationen innerhalb von Familien.
Dieses Konzept nimmt sich der hohen Anzahl der Kinder und Jugendlichen an, die einen gesonderten Behandlungsbedarf benötigen. Sie sollen sich einen angemessen Umgang mit ihren Frustrationen und Enttäuschungen und einen passenden Umgang mit ihren neu zugelassenen Emotionen erarbeiten.
Die Sozialtherapie Impulssteuerung soll hier diese Lücke zwischen Bedarf und Angebot schließen.
Was ist Sozialtherapie Impulssteuerung?
Sozialtherapie Impulssteuerung ist eine spezifizierte Form der allgemeinen Sozialtherapie. Sie unterstützt bei der individuellen Bewältigung von intrapsychischen emotionsphobischen Konflikten. Sie wurde 2016 von Prof. Dr. Eva Maria Schuster und Stefan Werner entwickelt. Es ist das Alleinstellungsmerkmal der Sozialtherapie Impulssteuerung, dass sie einerseits einen individuellen Ansatz zur Bewältigung der emotionsphobischen Konflikte der Menschen in den Blickpunkt rückt, andererseits das soziale Umfeld der Person berücksichtigt. Das verhaltensorientierte Konzept „Sozialtherapie Impulsteuerung“ basiert auf zentralen pädagogischen und psychologischen Theorieansätzen, die zum einen zu einem tieferen Verständnis der verhaltensauslösenden Emotionen und zum anderen zur Erhöhung von Handlungskompetenzen für den individuellen Alltag beitragen sollen. Gerade die Klärung und das Verständnis für die Sinnhaftigkeit der schematisch verankerten Emotionen ermöglicht dem Menschen eine differenzierte Sicht auf sich als leidendes, aber auch psychisch und sozial wachsendes Individuum. Biografisch angeeignete Emotionsabläufe können somit auf die Gegenwart bezogen verändert und in angemessenes Handeln umgesetzt werden. Sozialtherapie Impulssteuerung arbeitet konkret an Verhaltensauffälligkeiten (dysfunktionale Bewältigungsstrategien) und emotionsregulierenden Prozessen mit dem Ziel der Erhöhung von Emotionstoleranz sowie Reflexions- und Handlungskompetenz. Ziel ist die qualitativ verbesserte Teilhabe des Einzelnen an allen relevanten Prozessen seines Lebens (Schule, Arbeitsplatz, Paarbeziehung usw.) im Sinne einer Ermächtigung und Aktivierung als selbstverantwortetes Leben.
Ethische und fachliche Leitlinien
In der Sozialtherapie Impulssteuerung werden Standards einerseits für die sozialtherapeutische Zusammenarbeit mit den Klienten und andererseits für die angemessene Ausbildung und Weiterqualifizierung der Auszubildenden/Absolventen festgelegt. Die Sozialtherapie Impulssteuerung gliedert sich an das fachliche und ethische Selbstverständnis der Sozialen Arbeit an.
Die Identität der Sozialen Arbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Immer mehr therapeutische Arbeitsfelder werden durch Sozialarbeiter*innen/Sozialpädagog*innen mittels professioneller Weiterbildungen abgedeckt sowie durch Ansätze des Casework oder Ansätze für spezielle Problemfelder (wie erhöhtes Gewaltverhalten) durch soziale Trainings in die Soziale Arbeit integriert. Weiterhin sind viele Methoden und Techniken aus dem psychotherapeutischen in den praktischen Alltag der Sozialen Arbeit eingeflossen.
Das verhaltensorientierte Konzept basiert auf verschiedenen pädagogischen und psychologischen Ansätzen, die für die sozialpädagogische Arbeit modifiziert wurden. Ausgehend vom Ansatz des Empowerment sind verschiedene Formen der psychologischen Behandlung, des sozialen Trainings und der pädagogischen Intervention in der Sozialtherapie Impulssteuerung integriert. Es basiert hauptsächlich auf den Theorien des Konstruktivismus und der Lerntheorien, auf den Ansätzen des Empowerment sowie der emotionsbezogenen Psychotherapie und der Schematherapie.
Die Sozialtherapie Impulssteuerung arbeitet nicht an Krankheitsbildern oder psychischen Störungen. Es arbeitet an Verhaltensauffälligkeiten, dysfunktionalen Bewältigungsstrategien und emotionsregulierenden Prozessen innerhalb der sozialpädagogischen Arbeit.
Adressaten
Kinder ab 10 Jahre Jugendliche Erwachsene mit Problemen in den Bereichen: Aggressives Verhalten und Wutausbrüche, Eskalationen im Lebensalltag, provozierendes Verhalten Verweigerungs- und Vermeidungshaltung im Bereich Schule, Spielsucht, Drogenkonsum, Selbstverletzung, Essproblematik, erhöhtes Konfliktverhalten, Überzogene Leistungsansprüche
Ausschlusskriterien
Strukturelle Ausschlusskriterien Motivationsbezogene Ausschlusskriterien Angemessenheit der Maßnahme Kognitives Verständnis für die Inhalte der Sozialtherapie Beziehungsbezogene Grenzen der Zusammenarbeit Psychische Ausschlusskriterien durch den Klienten wie bspw. Schwere akute psychische Störungen und psychische Instabilität des Klienten Suizidalität, Akute Traumatisierung, Sehr starker Alkohol- und Drogenmissbrauch, Aggressive Ausbrüche oder schwere Depression bzw. bipolare Störung |